Azyria Sun
Kontrovers – der hintere Teil hat mir gut gefallen, am Anfang war es sehr verwirrend Worum geht’s? Ihre Freundin ist unheilbar an Krebs erkrankt und will nicht mehr leben. Daher bittet sie sie, dabei zu sein, wenn sie mit Tabletten ihrem Leben ein Ende setzen möchte. Kann man so einen Wunsch abschlagen? Meine Meinung: Das Buch hat mich etwas irritiert. Die Autorin erzählt aus der Ich-Perspektive, wobei nie klar wird, ob sie aus ihrer eigenen Sicht oder der einer dritten Person erzählt. Im Klappentext heißt es, dass der Roman zeigen soll, wie Mitgefühl uns für immer verändern kann. Der erste Teil des Buches ist eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten. Die zwar amüsant sind und auch auf Mitgefühl bzw. Mitleid anspielen. Aber es kommt nicht so ganz herüber, dass die Autorin damit zeigen möchte, dass uns dieses Mitgefühl verändert. Es waren wie gesagt eher Kurzgeschichten, Erlebnisse der Person, die erzählt, wie sie einer alten Frau hilft, obwohl sie es eigentlich nicht möchte, nur, um ihre gute Tat des Tages, wie sie es nennt, getan zu haben und sich selbst besser zu fühlen; was ihn meinen Augen nicht viel mit Mitgefühl zu tun hat. Ein Teil ist aus der Sicht einer Katze geschrieben, was auch ganz unterhaltsam war, aber nicht wirklich zum Thema gepasst hat. Was mir gut gefallen hat war dann der zweite Teil des Buches, in dem es darum geht, wie die Erzählerin, ihrer Freundin hilft und beisteht, die unheilbar an Krebs im Endstadium erkrankt ist. Die Gespräche zwischen den beiden, die Erlebnisse, die Unternehmungen, das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ich habe mich hier total in die Situation hineinversetzen können. Etwas schwierig war der Schreibstil, bei dem alle, auch das, was die Protagonisten gesagt haben, im Fließtext war. Das war zeitweise etwas schwer zu lesen, aber ich kam nach einer Weile auch gut hinein. Lediglich die Gespräche mit dem Ex der Erzählerin waren mit Anführungszeichen geschrieben. Das war das weitere, was mir gut gefallen hat, seine extreme negative Sicht auf die Zukunft. Über das Kinder in diese Welt setzen. Eine sehr extreme Meinung, die aber viel Raum für Diskussionen und Gedanken lässt. Alles in allem ein Buch mit guten und mit weniger guten Teilen. Von mir aus hätte es sich auf die Geschichte mit der erkrankten Freundin beschränken können, eine traurige und emotionale Geschichte, die mich aber gefühlsmäßig wirklich mitgenommen hat. Die anderen Teile hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt benötigt. Dennoch ein interessantes Buch, wenn man es gerne etwas philosophischer und literarischer mag, ist man hier gut aufgehoben! Fazit: Das Buch an sich hat mir gut gefallen. Das im Klappentext genannte Thema Mitgefühl und wie es uns für immer ändern kann war für mich jetzt nicht wirklich der rote Faden im Buch, auch fand ich die, ich nenne es einfach mal Kurzgeschichten am Anfang etwas verwirrend. Dafür hat mich der Teil mit dem Ex-Freund der Ich-Erzählerin und vor allem auch die Geschichte mit ihrer unheilbar erkrankten Freundin emotional sehr mitgenommen. Hier hat die Autorin wirklich Feingefühl und Einfühlungsvermögen gezeigt und authentische und emotionale Momente geschaffen. Gute 3 Punkte für dieses interessante Buch, das zum Diskutieren und Philosophieren anregt!
Missy Mesmerized (miss mesmerized)
Die namenlose Erzählerin besucht eine Freundin, die mit Krebs im Endstadium im Krankenhaus liegt. Sie wohnt derweil bei einer pensionierten Bibliothekarin und deren Katze, die jedoch sehr zurückgezogen lebt und kaum mit ihrem Gast interagiert. Zwischen den Besuchen im Spital verliert sie sich in Gedanken über ihr Leben: ihren ehemaligen Partner, eine Frau aus dem Fitnessstudio – alles kann Ausgangspunkt für tiefe Reflexion werden. Die Begegnungen spiegeln eine große Bandbreite an unterschiedlichen Personen wider und zeigen so die Übel unserer Zeit: wie Frauen in der Öffentlichkeit behandelt und bewertet werden, wie wir mit Alten umgehen, und vor allem: wie wir mit dem Thema Tod und Sterben umgehen und was von uns bleibt, wenn wir einmal nicht mehr sind. Ebenso wie in ihrem vorherigen Roman „Der Freund“ ist es ein kleines Ereignis – dort der verlassene Hund, hier der Krankenhausbesuch – der eine interessante Reise in die Tiefe der menschlichen Natur initiiert. Die Erzählerin analysiert und hinterfragt ihre Erfahrungen und Erlebnisse, die jedoch gar nicht so persönlich sind, sondern letztlich jeden betreffen. Insbesondere mitzuerleben, wie ein enger Freund stirbt, kann die wichtigen Fragen im Leben aufwerfen. Das zentrale Moment ist das Leiden und die Frage, wie viel ein Mensch ertragen kann. Wie kann man in einer Welt leben, die keine Zukunft mehr hat, oder keine erstrebenswerte. Der Plot ist geradezu minimal, manchmal fast anekdotisch, in der Gesamtschau entsteht ein komplexes Bild der Persönlichkeit der Erzählerin. Sie ist traurig und desillusioniert, aber nicht verbittert. Sie kann Bindungen eingehen und Mitgefühl empfinden, auch wenn sie weiß, dass all dies endlich ist. Daher wird aber jeder Moment bedeutsam und sollte mit entsprechender Sorgfalt behandelt werden. Immer wieder auch erleben wir Einschübe, in denen wir von den Lesegewohnheiten der Erzählerin erfahren, womit die Autorin einmal mehr die Genregrenzen durchbricht und den Leser zum Nachdenken anregt. Insbesondere die Frage danach, inwieweit überhaupt etwas durch Sprache transferiert werden kann und wer das Recht hat, dies zu tun, gerade wenn es um Dinge von allgemeinem Interesse geht, lockt zum Versinken nicht nur in einen inneren, sondern ganz sicher auch zum äußeren Dialog.