Gedichte: Griechisch - deutsch, Ausgabe 2

· Walter de Gruyter
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Von Theokrits Leben wissen wir wenig. Geboren wohl zu Beginn des 3. Jh.s. v. Chr. im sizilischen Syrakus, hat ihn das ländliche Lebensumfeld geprägt. Eine Reise nach Alexandreia, der Metropole des Ptolemäerreiches, führte ihn vermutlich mit Kallimachos und Apollonios Rhodios sowie dem Lehrdichter Arat zusammen; belegt ist das freundschaftliche Verhältnis zu dem in Milet praktizierenden Arzt und Epigrammdichter Nikias. Als Todesdatum kommen die 60er Jahre in Frage, aber auch ein erheblich späterer Zeitpunkt. Die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen seit dem 4. Jh. - die Herrschaft der Makedonenkönige bedeutete das Ende der Autonomie für die demokratisch organisierten kleinen griechischen Stadtstaaten - blieben nicht ohne Einfluss auf die Dichtkunst: Die Abkehr vom Gesellschaftlich-Öffentlichen und die Hinwendung zum Elitär-Privaten; der Verzicht auf die große Form des Epos und der Tragödie, statt dessen die Bevorzugung kleinerer Formen. Vorausgesetzt ist gleichzeitig ein verändertes Rezeptionsverhalten: Die Werke der alexandrinischen Dichter richten sich nicht an eine große Zuhörerschaft im Theater, sie wollen vielmehr den gebildeten einzelnen Leser, der all die literarischen und mythologischen Anspielungen und Variationen bis hin zur Parodie verstehen kann, erreichen und erfreuen. Ebenso unverkennbar ist der Innovationswille bei den Themen der eidyllia ("Kleinformen") Theokrits: die Hirtenwelt mit einer besonderen Akzentuierung des Erotischen, das städtische Leben, die ländliche Arbeitswelt der Bauern und Fischer... Die realitätsgesättigte Darstellung des Alltags der kleinen Leute steht allem Pathos des Heroischen, das Archaik und Klassik prägte, völlig fern. Darüber hinaus stellt die distanzierende Ironie mit ihren Hinweisen auf die Schwächen und Defizite der Protagonisten nicht nur einen deutlichen Gegensatz zur literarischen Tradition dar, sondern auch zu jenen Nachfolgern, die sich oft auf ein idealisierend-verengendes Theokrit-Bild berufen haben: Vergil und andere Bukoliker sowie die Verfasser von Schäferdichtung späterer Zeit. Deren heile Idyllenwelt entspringt häufig der kitschig-verklärenden Sehnsucht moderner Stadtmenschen nach dem vermeintlich einfachen und natürlichen Landleben. Allein am Wort selbst ist die Bedeutungsverschiebung unverkennbar: Das realitätsnahe "kleine Bildchen" (eidyllion) des Theokrit mit seinen oft derb-obszönen Späßen hat wenig gemein mit der romantisierenden Idylle französischer Rokokodichtung.

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