Die vielschichtigen Phänomene, die sich der altertumswissenschaftlichen Antikenrezeptionsforschung als Gegenstände bieten, sind mit dem Philosophen Hans Blumenberg (1920–1996) zu verstehen als Erscheinungsformen einer modernen Arbeit am Mythos. Als solche eröffnen sie Anschlussmöglichkeiten für neue Geschichten und Verfahrensmöglichkeiten zur ästhetischen und ethischen Auseinandersetzung mit den eigenen Grundfragen menschlichen Daseins im Spannungsfeld von Veralltäglichung und Entalltäglichung. Diese Forschungsaufgabe ist bislang in zahlreichen, teilweise weit verstreuten Einzeluntersuchungen angegangen worden. Oft handelt es sich um Fallstudien oder Ansätze zur Bündelung des reichen Materials. Dies hat zu einer erheblichen fachlichen und methodischen Heterogenität der Zugänge geführt. Dabei werden die sprach-, kulturraumspezifischen und medialen Unterschiede und Zusammenhänge in den Adaptionsstrategien allerdings oft nicht hinreichend reflektiert. Diese Lücke will dieser Band mit seiner synthetisierenden Anlage schließen. Er setzt sich zum Ziel, im Dialog der Fächer die als aussichtsreich erkannten Forschungsfelder vorzustellen. Innerhalb dieser Themenbereiche werden Untersuchungsdesigns für eine betont interdisziplinäre und intermediale Methodik erprobt. Diese streben eine systematische Zwischenbilanz der bisherigen Forschungserträge an und haben das Ziel, die bisherigen Ansätze synergetisch zu verweben. Der Band schafft eine Grundlage, um im Zusammenwirken der Disziplinen die Präsenz und die Bedeutung von Mythos und Historie der griechisch-römischen Antike in den europäischen Sprach- und Kulturräumen der Gegenwart punktgenau untersuchen und einordnen zu können.
Markus Janka ist seit 2007 ord. Univ.-Professor für Klassische Philologie und Fachdidaktik der Alten Sprachen an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Raimund Fichtel ist Mitglied der Klasse für Didaktik der Sprachen der Graduiertenschule Sprache & Literatur der Ludwig-Maximilians-Universität München und promoviert zu den Kaiserviten Suetons.
Berkan Sariaydin ist Mitglied der Klasse für Didaktik der Sprachen der Graduiertenschule Sprache & Literatur der Ludwig-Maximilians-Universität München und promoviert zur Spracharbeit an Bildkunstwerken in den Epen Homers, Vergils und Ovids.