Constanze
Titel (was es mit diesem auf sich hat, klärt sich erst kurz vor Schluss) und Cover dieses Buches stehen in klarem Kontrast. Denn weder das Cover ist 'bright', noch das Buch. Zwar wird der Roman mit dem Rahmen eines Kriminalfalls eröffnet, doch gerät dieser mehr und mehr in den Hintergrund. Vordergründig geht es um zwei Schwestern und ihre nicht ganz unkomplizierte Familiengeschichte. Darüber erfährt man mehr in den Kapiteln "damals", die sich mit denen "jetzt'" abwechseln, aber alle aus der Ich-Sicht Mickeys geschrieben sind. So fährt sie in der Gegenwart primär durch die Straßen Philadelphias und hält nach ihrer Schwester Ausschau; da kommen wohl Sorge, Schuld und Suhlen im eigenen Sumpf zusammen. Dadurch kommt für mich aber keine enorme Spannung auf, wie der Klappentext suggeriert, denn erst in der 2. Hälfte passiert mal etwas, sorgt jedoch nicht für große Überraschungsmomente. Ich fand das Buch schwer und anstrengend zu lesen, wodurch es länger als üblich gedauert hat. Ob es nun am Schreibstil mit Sätzen wie "...und dann, und dann, und dann..." lag, an den fehlenden Höhepunkten oder der Story an sich, kann ich nicht abschließend beurteilen. Vielleicht vielmehr daran, dass ich nicht wirklich an Mickey heran kam. Für mich war sie trotz Polizeiausbildung und -dienst eher ein schwacher Charakter. So ist sie z. B. mit Anfang 30 wenig sozial, nicht in der Lage, sich und ihrem Sohn ein vernünftiges Zuhause zu schaffen, mit Spürnase eine geeignete Babysitterin zu finden oder auch ein paar Ersparnisse anzulegen. Für mich ist das Buch insgesamt nicht das, als was es verkauft wird. Vielmehr finde ich es ein deprimierendes Familiendrama, für das man aber literarisch nicht in die Straßen Philadelphias reisen muss. Erschütternde Familienverhältnisse, Machtmissbrauch und Korruption gibt es auch vor Ort.
S. L.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Protagonistin Mickey erzählt. Sie wechselt in ihrer Erzählung zwischen damals und jetzt hin und her. So ist es möglich, die ganze Familiengeschichte von ihr und ihrer Schwester Kacey zu erfassen. In einem erschütternden Portrait schildert sie, wie die beiden Schwestern aufgewachsen sind und was sich so alles in ihrer Familie und in ihrem bisherigen Leben zugetragen hat. Traurig, dass die beiden sich immer mehr entfremdet haben, bis der Kontakt ganz abbricht. Doch Mickey lebt in großer Angst um ihre Schwester. Anlass dafür ist, dass Mickey als Polizistin sehr besorgt ist, da es mehrere Morde an Prostituierten gegeben hat und sie auf der Suche nach ihrer drogenabhängigen Schwester ist. Das Buch vereint eine gute Mischung aus Familiengeschichte, spannender Kriminalermittlung und Gesellschaftskunde einer Stadt, in der es mit der Moral immer mehr bergab geht. Das Buch besticht durch eine sehr tiefgründige Handlung, die die Autorin in einer sehr niveauvollen Sprache schildert. Ich fand das Buch sehr fesselnd und mir hat besonders der Schluss sehr gut gefallen. Er hat die Geschehnisse perfekt abgerundet. Für mich jetzt schon ein Lesehighlight im Jahr 2020!