Ungekürzte und kommentierte Ausgabe
Berlin, zwischen Weltkrieg und Weimar. Der sturköpfige Gustav Hackendahl, ein Berliner Original wie aus dem Bilderbuch und von allen nur ob seiner Strenge gegen sich und andere „eiserner Gustav“ genannt, betreibt ein kleines Fuhrunternehmen. In den Wirren der Kriegszeit und ihrer Folgen kämpft er als Kutscher ums Überleben. Doch das Schicksal meint es nicht leicht mit ihm: Seine Familie ist zerstritten, mit den Kindern liegt er überkreuz, sein Unternehmen ist vom sich abzeichnenden Erfolg des Automobils bedroht. Wie um es sich und der Welt noch einmal zu zeigen, macht er sich auf eine letzte Reise mit seiner Kutsche: Berlin-Paris-Berlin soll die Route sein.
Ein versöhnlicherer Roman von Fallada, der in der Figur des Gustav Hackendahl wenigstens ein „bissken“ trotzigen Optimismus verbreiten kann.
Der Stoff wurde bereits zweimal vortrefflich verfilmt: mit Heinz Rühmann und mit dem unvergessen Gustav Knuth in den Hauptrollen.
»Na, Justav«, sagte der Chauffeur, der ihn natürlich, wie alle Berliner Chauffeure, kannte. »Du kommst wohl immer mehr vom Monde! Das ist doch die, die von Paris rüberjeritten is, uns zu besuchen. Ja, det hat se gemacht, immer auf dem Zossen. Der Zosse hätte ich nicht sein mögen, und der ihr Hinterster hätte ich ooch nich sein mögen. Aber nu haben sie’s glücklich alle beede ausjestanden, und nu werden se jefeiert ...«
»Jefeiert ...? For wat denn?«
»Na, Justav, deine Leitung müsst ’nen Elektriker haben! Der könnt die janze Stadt Balin damit versorjen! Det sie von Paris rüberjeritten is! Darum wird se jefeiert! Den janzen Wech, und immer bloß uff dem Zossen!«
»Un det is allens? Dafor son Trara?! Na, Mensch, det mach ick und mein Blücher noch alle Tage! Und ick bin fast siebzig! Wenn’s weiter nischt is, von Berlin nach Paris – det können wir ooch, wat, Blücher?«
»Denn mach man, Mensch!« lachte der Chauffeur, und zu den anderen Fahrern, die horchend dazugekommen waren: »Hört euch das bloß an! Justav will mit seine Droschke nach Paris fahren, vabrüdern ...«
»Ja, Mensch, Justav, det mach!«
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