Claudia Harauer
Felix Love war selbst noch nie verliebt und würde es doch so gerne, doch er trägt soviele Emotionen mit sich herum ist trotz allem nie wirklich glücklich. Sein Vater unterstützt ihn zwar in seiner Transition aber wirklich begreifen tut er es nicht. Doch Felix hat immer die Angst nicht genug zu sein. Ich hab einige Zeit gebraucht um dieses Buch zu lesen, denn ich muss zugeben, leider bin ich mit Felix am Anfang so gar nicht warm geworden und hab da mehr den Vater verstanden. Felix läuft irgendwie immer vor allem weg und drückt nie aus was er wirklich braucht. Wir dürfen hier den 17-jährigen Felix einen Sommer lang begleiten, einen Sommer in dem er tief verletzt wird, sich vielleicht verliebt (so sicher ist er sich da selbst nicht), neue Freunde findet und vielleicht auch seinen eigenen Weg. Ich hab die Rezensionen vorher nicht gelesen, aber ich fand die Geschichte an sich sehr spannend. Trans, Queer und Schwarz, drei Dinge die an sich schon polarisieren. Ich muss zugeben mich hat auch hier wieder bestürzt wie engstirnig die Welt mittlerweile geworden ist. Statt dass sich alles öffnet und größer wird, werden die Schubladen immer kleiner. Zitat aus dem Buch: »Es ist nur so«, sage ich und räuspere mich, »es gibt so viele Möglichkeiten, so viele Gender. Woher weiß ich denn, was für mich passt?« »Zu viele Möglichkeiten«, antwortet Zelda. »Zu viele Label. Heutzutage ist man so besessen davon, alles in irgendeine Schublade zu stopfen.« Das tut mir gerade für die jungen Menschen leid, die sich selbst noch gar nicht gefunden haben und dann doch probieren müssen in eine Schublade zu passen. Nicht mehrere, denn auch das kommt im Buch gut rüber, es gibt nur eine passende. Die Geschichte an sich hat mich berührt und die Freundschaft zwischen Ezra und Felix ist etwas ganz besonderes. Der Schreibstil hat mich dann doch sehr eingenommen und ich habe mit Felix mitgelitten, bis er das eine Wort gefunden hat, das für ihn passt. Begleitet Felix auf seinem Weg und viel Spaß beim Lesen!
Missy Mesmerized (miss mesmerized)
Schon als kleiner Junge wusste Felix Love, dass irgendetwas sich komisch anfühlt. Er wollte nicht mit den Mädchen spielen, keine Kleider tragen, sondern lieber mit den Jungs toben. Als er sich in einem Buch wiedererkennt, versteht er, dass er transgender ist. Sein Vater, mit dem er alleine in Harlem lebt, nachdem seine Mutter sie verlassen hat, ermöglicht ihm die Transition und dank des Umzugs ist ein Neuanfang als Junge möglich. In seiner Schule geht er offen damit um, was für die Mitschüler kein Problem zu sein scheint, bis er transphobe Nachrichten bekommt und sein Deadname zusammen mit einem alten Bild von ihm veröffentlicht wird. Eigentlich will der 17-Jährige sich doch nur verlieben und seine Kunstmappe für die Bewerbung an der Uni vorbereiten, doch jetzt muss er herausfinden, wer ihn in immer stärkerem Maße mobbt und keineswegs so aufgeschlossen ist, wie Felix es von allen dachte. Kacen Callenders Roman ist stark von den persönlichen Erfahrungen der Autorin geprägt. Sie identifiziert sich als trans und queer und bevorzugt im Englischen die Pronomen they/them. Der Roman wurde mit dem „Stonewall Children's and Young Adult Literature“ ausgezeichnet, der herausragende Bücher ehrt, die LGBTIQ+ Erfahrungen literarisch umsetzen. „Felix Ever After“ beschreibt sehr eingängig, wie Felix seine Identität sucht und gleichzeitig, welche Erlebnisse der Jugendliche in einer vermeintlich offenen Gesellschaft macht, in der Pride Parades als Happening gefeiert werden, wo aber im Alltag genauso rassistische wie LGBTIQ+ feindliche Aussagen und Handlungen an der Tagesordnung sind. Was mir besonders gefallen hat, war, dass die Geschichte verdeutlicht, dass der Protagonist ein völlig normaler Jugendlicher ist, der sich verlieben möchte, den typischen Schulalltag erlebt und sich Sorgen um seine Zukunft macht. Er unterscheidet sich in dieser Hinsicht in keiner Weise von allen anderen Gleichaltrigen, was häufig vergessen wird, wenn diese Gruppe auf das Geschlecht bzw. die Geschlechtsidentität reduziert wird. Er ist sich unsicher, was seine Gefühle angeht, wünscht sich nichts mehr als den emotionalen Rausch und die großen Gefühle, die er bei anderen beobachtet. Dennoch ist er anders, denn nicht jeder wird mit solchen Angriffen konfrontiert und Kacen Callender zeigt auch gut nachvollziehbar, dass trotz der Transition die Suche nach der Identität, nach einem passenden Label – gibt es das überhaupt? – nicht abgeschlossen ist, sondern weiterhin Fragen und Unsicherheiten bleiben. Felix geht offen mit seiner Situation um, was ihn angreifbar macht. Im Inneren ist er aber nicht der laute, selbstbewusste Junge, sondern voller Zweifel, die er schließlich schafft künstlerisch umzusetzen und nach außen zu kehren. Ein gelungener Roman für Leser, die sich der Thematik annähern und diese besser verstehen lernen wollen, aber genauso sicherlich auch für junge Leser, die womöglich auf der Suche nach Vorbildern sind oder hier eine Antwort auf das finden können, was sie womöglich fühlen, aber nicht einordnen können.