Als sich Saul Dunkelstein als Leiter der Auswanderungsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde in den Dienst der Nazis stellt, wird seine Tรคtigkeit von vielen Wiener Juden mit Angst und Misstrauen betrachtet. Das Verdienst des einstigen Rabbiners Dunkelstein ist zwiespรคltig. Aus Sicht der Nazis sorgt er fรผr eine reibungslose Deportation der Juden nach Osten, er selbst ist รผberzeugt, lebensrettende Maรnahmen zu setzen, indem er die Juden zur raschen Emigration drรคngt - bleibt die alles entscheidende Frage: Paktiert Dunkelstein mit den Nazis oder hat er sich zugunsten der jรผdischen Gemeinde mit ihnen arrangiert? Robert Schindel รผberlรคsst die Beantwortung dieser Frage dem Leser. Ausgewogen, aber mit Vehemenz stellt er den Rabbiner in einem ausweglosen historischen Dilemma dar. Partei ergreift Schindel hรถchstens fรผr die Judenrรคte, zu jener Zeit Instanzen der Ohnmacht, die jeden Augenblick unter Lebensgefahr zwischen Pest und Cholera zu entscheiden hatten.