Jutta Ortlepp
Nach einem großen Erfolgsthriller wie "Die stumme Patientin", der mir gut gefallen hat, muss der Druck auf einen Autor, Ähnliches, wenn nicht sogar Besseres zu schaffen, sehr groß sein. Der Verlag drängelt, der Leser quengelt. Ich will nun nicht sagen, dass Alex Michaelides neues Buch "Die verschwundenen Studentinnen" mit der fixen Feder schnell hin komponiert wurde, doch an seinen ausgefeilten Erstling reicht dieser Roman nicht heran. Das liegt an der sehr konservativen, ja behäbigen Schreibweise und das geht zu Lasten der Spannung. Statt spektakulär mit einem Knaller zu beginnen, wird immer wieder in Rückgriffen über die Lebensgeschichte der Psychologin Mariana erzählt, wie sie aus Griechenland stammend nach England gekommen ist, wie sie studiert hat und so weiter und so fort. Vielleicht bin ich zu ungeduldig, mich lähmt das jedoch geradezu, ich möchte das gar nicht so genau wissen - wie geht es nun mit dem Mordfall weiter, das ist hier mein Hauptinteresse. Langsam, geradezu zögerlich entwickelt Michaelidis seine Story. Ein Mann gerät unter Verdacht, kann aber nicht belangt werden und so werden nach und nach viele Fährten in viele Sackgassen gelegt, tiefen Griffen in staubige Trickkisten gleich. Für Genre-Fans kann die Lektüre durchaus ein Lesevergnügen sein, ein großer Wurf ist dieser Roman aber sicher nicht.
JoanStef B.
Eher dem Romangenre zuzuordnen Eher ein Roman als Thriller "Die verschwundenen Studentinnen" ist das 2. Werk von Autor Alex Michaelides. Das Cover zeigt ein schwarz-weißes Mädchen- Porträt. Eine rosafarbene Augenbinde verät uns Autor & Titel. Die Farbgebung & Titel vermitteln das Gefühl der Neugier. Was steht im Klappentext? Wovon handelt die Geschichte. Somit erfüllt das Cover, seinen allgemeinen Arbeitsanspruch, gut. Inhalt: Mariana ist ausgebildete psychologische Therapeutin. Ihr persönliches Schicksal, - der Verlust ihres geliebten Ehemanns, fordert sie sehr. Als die Freundin ihrer Nichte Zoe, vermisst & schließlich ermordet aufgefunden wird, beschließt Miriana nach Cambridge zu reisen. Zoe lebt und studiert hier. Für Miriana eine Reise in ihre persönliche Vergangenheit. Sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln & Zoe zu unterstützen. Immer mehr Fragen ohne Anworten: Wer hat das Mädchen ermordet? Sind noch andere Menschen gefährdet? Die Bewertungen für " Die verschwundenen Studentinnen" waren so positiv ausgefallen somit hatte ich große Erwartungen. Hier meine Eindrücke: Der Schreibstil: relativ lange Schachtelsätze. Die Beschreibungen sind absolut Detailorientiert. Jeder Aspekt der Mördersuche, Personen, Lehrinhalte & den Studienort Cambridge mit seinen spezifischen Eigenheiten werden beleuchtet. Ich war überrascht, von dem geringen Tempo, der erzählten Story. Gegebenheiten, wie von Scheinwerfern beleuchtet,entwickeln sich langsam vor meinem innerem Auge. Bis zum letzten Viertel des Buches, kämpfe ich mich durch. Es fällt mir schwer, das Buch zu Ende zu lesen. In meinem Kopf schwirren griechische Mythologie, psychologische Aspekte & menschliche Abgründe, der Erzählung, wirr durcheinander. Hin & her gerissen, zwischen dem Wunsch das Buch zu beenden und die finale Lösung zu erfahren. Ich entscheide ich mich jetzt, nicht aufzugeben. Nach ~70% der Story entwickelt sich ein guter Spannungsbogen. Hintergründe werden klar. Es gibt die finale unerwartete Wendung. Nun macht es Spass, dem Buchverlauf, zu folgen. Auf der letzten Seite dann: das absolut unerwartete, - abrupt präsentierte Ende. Keine weitere Erklärung. Der Mordfall wird gelöst.Jedoch:nach dem umfangreichem und detailverliebtem Storyaufbau & der nun erfolgten literarischer "Vollbremsung", - einTotalschaden. Ich bleibe fragend & enttäuscht zurück. Fazit: Ich vergebe eine gute 3 *Sterne Bewertung für den 2. Spannungsroman von Alex Michaelides. Dieses Buch ist im Thriller-Genre, für mein Verständnis- fehl am Platz. Es handelt sich eher um einen Roman aus dem "Drama-Genre". Geeignet für eine Leserschaft, welche detaillierte & philosophische Beschreibungen, die griechische Mythologie & die, daraus entstehenden Gedanken & Fragestellungen schätzt.
Hara Kiri
Als die Traumatherapeutin Mariana von ihrer Nichte Zoe um Hilfe gebeten wird, zögert diese nicht eine Sekunde und eilt an die Universität von Cambridge, um Zoe beizustehen. Eine Kommilitonin ist ermordet worden und Zoe geht es schlecht. Mariana will den Täter zur Strecke bringen und beginnt, Fragen zu stellen. Doch scheinbar kommt sie dem Täter zu nahe – und bringt sich selbst in Gefahr. Ich fand etwas schwer in das Buch. Die griechischen Tragödien, die vielen Namen und Sebastians Schicksal - das erschwerte den Einstieg etwas. Als aber Mariana endlich an der Uni eintrifft war ich begeistert und konnte das Buch fast nicht mehr zur Seite legen. Leider hat die Spannung dann gegen Ende wieder etwas nachgelassen, bevor dann aber der Plot kam, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich beurteile ein Buch immer danach, ob ich es in einem Rutsch durchlese oder ob ich es öfter zur Seite lege. Bei den Studentinnen war es leider so, dass ich es nicht in einem Schwung lesen konnte. Vor allem die ganzen Ausführungen über die griechische Mythologie fand ich schwer, weil mich das noch nie interessiert hat. Ein klein wenig konstruiert fand ich die Handlung dann auch. Wie sich Mariana auf den Professor einschießt, das hatte schon etwas Manisches. Hier hätte ich mir dann vielleicht ein anderes Ende gewünscht. Die Charaktere kamen mir irgendwie nicht so richtig nahe, lediglich Fred – warum es den aber gab, weiß ich nicht- fand ich erfrischend und von ihm hätte ich gerne mehr gelesen. Verdächtige gibt es viele und das Buch lädt zum Mitraten ein. Fazit: eigentlich eine gute Story, aber teilweise etwas langgezogen.