Elisabeth Bulitta
Sie wollte einfach nur glücklich sein. „Der Fund“ war mein erster und bestimmt nicht letzter Roman von Bernhard Aichner. Erschienen ist dieser 352-seitige Thriller im August 2019 bei btb. Die 53-jährige unbescholtene Verkäuferin Rita ist vom Leben gebeutelt: Früh schon verlor sie ihre Eltern, der Traum einer Schauspielkarriere zerplatzte, das einzige Kind starb bei einem Unfall, zurück blieben nur sie und ihr alkoholkranker Mann. Beim Entpacken von Bananenkisten macht sie einen ungewöhnlichen Fund. Sie wittert ihre Chance auf einen Neuanfang … und ahnt anfangs noch nicht, dass sie sich damit in Teufels Küche bringt. Der Roman ist m.E. eher ein Spannungsroman als ein Thriller, nichtsdestotrotz bietet er ein rasantes, skurriles und abwechslungsreiches Lesevergnügen. Nur mit der Realitätsnähe sollte man es nicht allzu ernst nehmen. Obwohl das Grundthema des Buches, in dem u.a. die Mafia eine Rolle spielt, etwas anderes vermuten lässt, kommt dieser Roman unblutig daher, ja einige Stellen erscheinen sogar sehr bizarr, sodass man als Leser/in das eine oder andere Mal mit dem Kopf schütteln muss und kaum fassen kann, was man dort liest. Er punktet mit einer ungewöhnlichen Auflösung, die in mir persönlich dann doch einige moralische Bedenken geweckt hat, einem interessanten Aufbau und einer kurzweiligen Sprache. Erzählt werden die Ereignisse auf zwei Ebenen: Auf der einen Seite stehen die ca. drei Wochen in Ritas Leben, die sich ganz um den Fund drehen. Auf der anderen befragt ein namenloser Kommissar Zeug/innen. Auch wenn man direkt nur sehr wenig über den Polizisten erfährt – gerade die Frage, warum er sich so für Ritas Schicksal interessiert, bleibt bis zum Ende offen - , hat Aichner mit ihm die meiner Meinung nach überzeugendste Figur dieses Buches geschaffen. Er erinnert, wie eine Zeugin auch im Roman treffend formuliert, ein wenig an Columbo: Seine Fragen scheinen harmlos, er ist nennt und freundlich, lässt sich dem Anschein nach auch den einen oder anderen Bären aufbinden … bis er dann durchblicken lässt, dass er die anderen sehr wohl durchschaut. Ein wenig kritisch blicke ich auf Rita, da sie zum großen Teil doch sehr naiv handelt und es mir deshalb – trotz ihres an sich schlimmen Schicksals – schwerfiel, mit ihr mitzuleiden oder –fiebern. Die einzelnen Kapitel sind recht kurz, die Zeugenbefragungen bestehen praktisch nur aus wörtlicher Rede, sodass man beim Lesen rasch vorankommt. Aichners Sprache unterstützt diese Geschwindigkeit: Mit knappen, teils fragmentarischen Sätzen – ein Stil, dem ich in letzter Zeit des Öfteren begegne – und einer leicht zu lesenden Ausdrucksweise, die allerdings gerade deshalb gut zu den Charakteren passt, stellt der Autor an Leserinnen und Leser eher geringe Ansprüche. Gerade dieses aber führt dazu, dass man dieses Buch wirklich an einem (regnerischen) Nachmittag verschlingen kann. Für mich fällt dieses Buch unter die Kategorie „leichte Unterhaltungslektüre“. Es lässt sich flüssig lesen und unterhält auf angenehme Art und Weise, bietet aber wenig Anreiz, sich darüber hinaus mit Thematik oder Charakteren auseinanderzusetzen. Dennoch hat mich der Roman auf andere Werke des Autors neugierig gemacht, und mit dreieinhalb von fünf Punkten empfehle ich es gerne weiter.
Sylvia Hertel
Der Wunsch nach einem neuen Leben Rita ist Supermarktverkäuferin und mit ihrem Leben unzufrieden, so begeht sie den Fehler ihres Lebens in der Hoffnung, dass sich ihr Leben zum Besseren kehrtt. Beim Auspacken der Bananenkisten entdeckt sie in einer Kiste mehrere Päckchen Kokain. Sie ruft nicht die Polizei sondern nimmt die Kiste mit nach Hause. Ein schwerwiegender Fehler den kurz darauf ist Rita tot. Verbrannt im eigenen Auto. Ein Polizist der die Ermittlungen leitet will wissen warum Rita sterben musste und den Täter zur Rechenschaft ziehen. „Der Fund“ ist wieder ein genialer Thriller von Bernhard Aichner. Die Gliederung des Buches ist außergewöhnlich und gut. Es sind 2 Handlungsstränge. In einem erlebt man das was Rita getan und erlebt hat hautnah mit. Im 2. Handlungsstrang ist Rita schon tot und der Polizist, den man hier nicht näher kennenlernt führt Verhöre. In jedem Kapitel des Handlungsstranges verhört er eine andere Person und das ist wie ein Protokoll aufgeschrieben Die Kapitel wechseln sich regelmäßig ab. Rita ist eine sympathische Frau die niemanden etwas zu Leide getan hat. Nur hier hat sie einen großen Fehler gemacht und das Kokain an sich genommen. Rita hatte in ihrem Leben so einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Ihre Ehe ist am Ende, ihr Mann Alkoholiker. Neben ihrem Job im Supermarkt geht sie noch putzen da ihr Mann kaum etwas zum Lebenserhalt zusteuert. Jetzt sieht sie die Möglichkeit auszubrechen doch das bezahlt sie mit ihrem Leben. Es gibt einige Menschen die Verhört werden, Menschen aus dem Umfeld von Rita. Waren es wirklich die Albaner die Rita ermordet haben? Das habe ich mich gefragt und den Einen oder Anderen aus Ritas Umfeld verdächtigt. Nach ungefähr 2/3 des Buchs war mir klar wo die Reise hingeht und wie es zu dem Tod von Rita kam. Aber es wäre kein Buch von Bernhard Aichner wenn den Leser am Ende nicht noch eine Überraschung erwarten würde. Von mir gibt es für diesen außergewöhnlichen Thriller 5 Sterne und ich kann das Buch nur jedem Spannungsliebhaber empfehlen.
Nadja G.
Im Lagerraum des hiesigen Supermarktes macht Rita eine Entdeckung, einen Fund. Dieser eine Fund verändert Ritas Leben unwiderruflich, geprägt durch unkluge Handlungen, gefährliche Entscheidungen und unberechenbare Konsequenzen. Am Ende, nach alldem, wir Rita tot sein. Ein einziges Verwirrspiel und der Ermittler auf der Suche nach der Wahrheit. Die Geschichte besteht abwechselnd aus einem Verhörteil, in der der Ermittler verschiedene Personen, mit denen Rita zu tun hatte, nochmals befragt, und aus dem Verlauf der Geschichte, die vor Ritas Tod ihren Lauf nahm und aus Ritas Perspektive geschildert ist, vom Fund bis zum Ende. Am besten gefallen haben mir die Befragungsabschnitte, da immer wieder eine neue Person befragt wurde und dadurch Abwechslung entstand. Manchmal war es mir möglich gewisse Lügen durch die ergänzenden Abschnitte aus Ritas Sicht aufzudecken. Das war sehr aufregend und interessant. Dieser Aufbau brachte eine ganz eigene Dynamik in die Handlungen und das stetige Hin- und Her ließ Spannung entstehen. Dabei ist die Geschichte geschickt konstruiert und gibt an genau den passenden Stellen gewisse Informationen preis, sodass nach und nach das Gesamtbild entstand und das Lügengeflecht entwirrt werden konnte. Es war aufschlussreich die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven zu erfahren und die dahinter liegenden Motive zu erkunden. Es kam doch oft anders, als ich zuvor vermutet hatte. Der Schreibstil ist flüssig und ließ mich nur so durch die Seiten fliegen. Einfach geschrieben und leicht verständlich. Rita trifft leider so einige dämliche Entscheidungen, die sie noch tiefer in das Schlamassel reinreiten. Nichtsdestotrotz bewunderte ich ihre Entschlossenheit und ihr schauspielerisches Talent, auch wenn sie einige Zweifel hegte. Besonders toll fand ich zudem die Nachbarin Gerda, die das Beste aus ihrer Situation machte und die in ihrer Art etwas Erfrischendes und Spritziges hatte. Bei vielen anderen Charakteren waren ihr wahren Intentionen nicht immer klar und lagen im Verborgenen, was den Reiz weiterzulesen, ausmachte. Fazit: Brillant konstruiert! Geschickt führt der Autor die Leser hinters Licht, währen diese versuchen das Lügengeflecht zu durchschauen und zu enträtseln.