Gegenstand des Bandes ist die Transformation und Neuformierung des Gesetzesbegriffs als Folge des Zusammentreffens von antiken und lokalen Rechtstraditionen mit den die neuen Kulturen formenden Offenbarungsreligionen Judentum, Christentum, Islam, die das geschriebene Gotteswort gleichfalls als Gesetz begreifen. Damit wird ein interdisziplinรคrer und interkultureller Blick auf die Rechtsdiskurse jenes Zeitraumes gelenkt, den wir aus abendlรคndischer Sicht als Mittelalter bezeichnen. Bei dieser Begegnung entstehen zum Teil sehr unterschiedlich gelagerte Problemkonstellationen, wie Begrรผndung, Anspruch und Verhรคltnis des gรถttlichen, menschlichen und natรผrlichen Gesetzes zu bestimmen sind. Bleibt das Gesetzesverstรคndnis hinsichtlich seiner juristischen Dimension vornehmlich auf den jeweiligen kulturellen und politischen Raum bezogen, so bilden der spekulative und der religiรถse Gesetzesbegriff einen Referenzrahmen eigener Art, dessen unterschiedliche, Theologie, Philosophie, Rechtslehre und Geschichte umspannende Fragestellungen im Zentrum des Bandes stehen. Hier liegen die Wurzeln fรผr unser modernes Rechtsverstรคndnis wie auch die Grรผnde fรผr die aktuell zum Vorschein tretenden Differenzen zwischen den Kulturkreisen und Religionen.