Als Impressionist zu gelten war fรผr Monet eine Auszeichnung. Er war es aus tiefer รberzeugung und blieb es bis an das Ende seines langen Lebens. Er begnรผgte sich mit einem einzigen Genre, dem der Landschaftsmalerei. Hier aber brachte er es zu einer Vollkommenheit, an die keiner seiner Zeitgenossen heranreichte. Im Sommer jenes Jahres kam es zu gemeinsamen Malรผbungen mit Boudin (1824 bis 1898) am Meeresstrand. โMit der Zeit gingen mir die Augen auf und ich begann, die Natur zu verstehen; zugleich lernte ich, sie zu liebenโ โ so erinnert sich Monet spรคter an diese gemeinsamen Exerzitien. Er besucht nicht die Ecole des Beaux-Arts, sondern zieht die von Monsieur Suisse, einem ehemaligen Modell Davids, gegrรผndete freie โAcadรฉmie Suisseโ vor. Hier war es mรถglich, fรผr einen geringen Beitrag lebende Modelle zu malen und zu zeichnen. Die Farbskala der Bilder, die Monet 1871 und 1872 malte, ist nicht sehr breit; sie erinnert an die der Barbizon-Schule und an die Seestรผcke Boudins. Die Grundtรถne sind braungelb und blaugrau. Im Jahr 1877 wurde die dritte Ausstellung der Impressionisten erรถffnet, bei der Monet zum ersten Mal eine Bilderserie zeigte. Mit seinem Motiv, dem Bahnhof Saint-Lazare, setzte Monet nicht nur Manets Die Eisenbahn und seine eigenen Landschaftsbilder aus Argenteuil fort, er schloss sich darรผber hinaus der bei den Kรผnstlern wachsenden Tendenz an, sich von diesem Transportmittel faszinieren zu lassen. In seinem Wohnort Giverny wurden die Bilderserien Monets wichtigste Arbeitsmethode. In den 1890er Jahren entdeckte Monet London. Zwar begann er die Bilder allesamt in London, beendete viele von ihnen aber in Giverny. Fรผr den Schriftsteller Octave Mirbeau (1848 bis 1917) war Monet ein Mensch, der Wunder vollbrachte: Mit Hilfe der Farben habe er auf der Leinwand das Sonnenlicht, etwas nahezu Unfassbares, nachgebildet und es um eine Unzahl prismatischer Facetten bereichert. Tatsรคchlich hat Monet das Potenzial der Farbe mit nahezu wissenschaftlicher Strenge bis zu seinen รคuรersten Konsequenzen getrieben; kein anderer Impressionist ist darin so weit gegangen wie er, und es ist wenig wahrscheinlich, dass man in dieser Richtung hรคtte noch weitergehen kรถnnen.