Therese Fabiani flieht nach Wien. Flieht vor ihrem stumpfsinnigen Alltag in Salzburg, vor der ihr fremd gewordenen Mutter, vor dem Tod des Vaters in einer Nervenheilanstalt.
Als Erzieherin in besseren Kreisen verspricht sie sich ein erfüllteres Leben. Aber bald schon merkt sie, dass sie nur geduldet und nicht geachtet ist, dass sie nur ausgenutzt und nicht anerkannt wird.
Sie wechselt die Anstellungen wie die Liebschaften, immer wird sie enttäuscht. Als sie auch noch ein Kind erwartet, für das sie keine Liebe empfinden kann, droht der einstmalige Lebensmut in Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit zu kippen.
Schnitzler, der Meister des inneren Monologs, führt uns das Schicksal der Heldin so klar vor Augen, dass wir nur mitleiden können. »Therese« ist ein Desillusionsroman, der Einblicke in die österreichische Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg gestattet und gleichzeitig ein Bild vom Untergang dieser Epoche zeichnet. Man wendet sich dem alten k. u. k. ab, aber hat dabei noch nicht den Weg in die Moderne gefunden.
Ein literarisches Meisterwerk mit 20 vollendeten Zeichnungen der bekannten Illustratorin Christa Unzner.
Er nahm ihre beiden Hände und nannte einen Ort an einem italienischen See, wo er vor Jahren einmal den Herbst verbracht hatte, in einer reizenden kleinen Villa mit einem herrlichen Park. Marmorstufen führten geradenwegs in den See. Bis in den November hinein konnte man baden. In der Villa nebenan, so erzählte er weiter, wohnten drei junge Damen. Die stiegen am hellen Mittag von ihrer Terrasse aus ins Wasser, alle drei, vorher aber ließen sie ihre Mäntel fallen, unter denen sie nichts weiter anhatten. Ja, ganz nackt schwammen sie in den See hinaus. – Er rückte näher an Therese heran und wurde so zudringlich, dass sie, von Angst und Ekel erfasst, sich ihm zu entwinden suchte.
Null Papier Verlag
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