Mechthild Großmann gibt Charlotte Schwab eine Stimme, die zu dieser wunderbaren Frauenfigur passt wie schwach gezuckerte Sahne auf Apfelkuchen. Denn die tiefe, raue Stimme der Schauspielerin fällt auf, sie polarisiert und gibt Geschichten einen besonderen Anstrich. Und das hat die unangepasste, selbstbewusste alte Dame in Ingrid Nolls Roman mehr als verdient.
Ingrid Noll, geboren 1935 in Shanghai, ist in etwa das Gegenteil einer Frühstarterin – als ihr erster Roman „Der Hahn ist tot“ erschien, war sie schon Mitte 50. Bis dahin hatte sie vor allem ihre drei Kinder, den Haushalt und die Arztpraxis ihres Mannes gemanagt, doch mit dem schriftstellerischen Debüt kam schlagartig der Erfolg. Heute gilt Noll als eine der besten deutschen Krimiautorinnen, weil sie ungewöhnlichen Frauen eine Bühne bietet. Wie Charlotte Schwab.
Mechthild Großmann wurde in Münster geboren. Und hatte es in ihrer Schauspielkarriere von Anfang an mit den ganz Großen zu tun: Theater mit Pina Bausch, 1979 erste Filmrolle in „Berlin Alexanderplatz“ unter Rainer Werner Fassbinder. Was sie macht, ist immer große Kunst, das gilt auch für ihre Paraderolle als Staatsanwältin im Münsteraner „Tatort“ – und die vielen Hörbücher, die durch ihre markante Stimme erst besonders werden.